16.07.2025

Tshisekedi setzt auf Trump zur Beendigung des „Völkermords“ im Osten der Demokratischen Republik Kongo

Im angespannten geopolitischen Kontext hat Präsident Félix-Antoine Tshisekedi am Sonntag sein ausdrückliches Vertrauen in die Trump-Administration gesetzt, den von ihm als „Völkermord“ bezeichneten Konflikt im Osten der Demokratischen Republik Kongo zu stoppen. Bei einer Audienz mit hochrangigen US-Pastoren aus dem Faith Office des Weißen Hauses formulierte Tshisekedi seine Hoffnung, dass amerikanisches Engagement den Zyklus der Gewalt in Kivu durchbrechen könnte.

Religiöse Symbolik trifft auf Realpolitik

Angeführt von Pastor Travis Johnson, dem stellvertretenden Direktor des Faith Office, würdigte die Delegation das von Washington unterstützte Friedensabkommen zwischen der DR Kongo und Ruanda. Johnson unterstrich die gemeinsame Hoffnung auf Frieden: „Wir beten gemeinsam mit dem kongolesischen Volk, dass in der gesamten Demokratischen Republik Kongo Frieden herrschen möge.“ Die Zusammenkunft wurde von symbolischen Gesten begleitet – einer Präsidentenmünze zur Ehrung des „Erbes des Glaubens“, einer Bibel und einem Brief eines Waisenmädchens aus Goma an den US-Präsidenten –, die das Bündnis zwischen spirituellen und politischen Akteuren bekräftigten.

Kritik aus dem Umfeld Tshisekedis

Pastor Jacques Kambala, ein enger Berater Tshisekedis, äußerte bei einer Predigt im Volkspalast scharfe Kritik am Friedensabkommen mit Ruanda und prangerte „dämonische Strategien“ internationaler NGOs und politischer Kräfte an, die vom Leid der Bevölkerung profitieren würden. Diese Aussagen spiegeln die Skepsis vieler Teile der kongolesischen Gesellschaft wider, die Normalisierung als Gefahr für lukrative Kriegsökonomien sehen.

Strategische und symbolische Dimension

Die kongolesischen Behörden nutzen gezielt religiöse Sprache – Gebete, prophetische Erklärungen, Lobpreisungen –, um dem fragilen Friedensprozess Legitimität und moralische Autorität zu verleihen. Die Inszenierung eines ökumenischen Gottesdienstes im Volkspalast hebt Versöhnung und nationale Einheit hervor. Doch die entscheidende Frage bleibt: Reichen spirituelle Appelle und diplomatische Symbolik aus, um reale Sicherheitsprobleme zu lösen? Die fortwährenden Massaker und Vertreibungen im Osten zeigen, dass politische Rituale allein keinen Frieden bringen.

Trump-Administration als paradoxer Schiedsrichter

Obwohl der Trump-Administration in Afrika lange Zeit Desinteresse vorgeworfen wurde, markiert ihr Engagement im Friedensprozess einen Strategiewechsel. Über den Kanal der amerikanischen Pastoren wird eine neue Form paralleler Diplomatie sichtbar – ein Versuch, amerikanische Einflussmöglichkeiten durch religiöse Allianzen zu stärken und damit eine „Pax Americana“ nach kongolesischem Vorbild zu etablieren.

Risiko einer einseitigen Abhängigkeit

Die Abhängigkeit Kinshasas vom Goodwill der aktuellen US-Regierung birgt Risiken: Sollte das Weiße Haus nach den Wahlen im Januar neu besetzt werden, könnte der bislang eingeschlagene Kurs ins Leere laufen. Für Präsident Tshisekedi bleibt die Herausforderung, transatlantische Solidaritätsbekundungen in konkrete Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen und die Umsetzung des bilateralen Abkommens mit Ruanda voranzutreiben.

Ernüchternder Ausblick

Die große Frage ist, ob die aktuelle „Gebetsdiplomatie“ tatsächlich zur Befriedung beiträgt oder ob sie an den Realitäten bewaffneter Gruppen im Osten abprallt. Der dramatische Appell eines Waisenkindes aus Goma erinnert eindringlich daran: Die Zeit der Symbole ist vorbei – es sind Taten gefragt, um dem Leid im Ostkongo ein Ende zu setzen.

Artikel von Chloé Kasong, Quelle: radiookapi.net