Kongo-Fluss: Hydrografie, Kennzahlen & Ökologie

Der Kongo-Fluss gilt als eine der bedeutendsten Wasserstraßen Afrikas. Mit einer Länge von etwa 4.700 Kilometern und einem Einzugsgebiet von rund 3,7 bis 4,0 Millionen km² durchquert er große Teile Zentral- und Westafrikas.

Er versorgt weite Regionen mit Wasser, ermöglicht Transport und Handel und prägt unzählige Ökosysteme. Zugleich spielt er eine zentrale Rolle im globalen Wasserkreislauf und im Klimasystem.

Der Kongo-Fluss: Kennzahlen und Charakteristika

Merkmal Wert/Besonderheit
Länge ~ 4.700 km (klassisch – inkl. System Lualaba/Chambeshi bis zu ~ 4.800 km je nach Zählweise) 
Einzugsgebiet ca. 3,7 bis 4,0 Mio. km² (über mehrere Länder verteilt) 
Durchschnittlicher Abfluss ~ 41.400 m³/s am Mündungsbereich
Maximale Tiefe Gemessene Tiefen > 220 m, mit Berichten über Tiefen bis über 250 m in Teilen des Unterlaufs
Sedimenttransport Jährlich über 86 Millionen Tonnen Schwebstoff in den Atlantik
Fließverhalten Dank Zuflüssen nördlich und südlich des Äquators relativ gleichmäßiger Abfluss, keine ausgeprägte Trockenzeit

Erläuterungen & Besonderheiten:

  • Der Fluss ist der weltweit tiefste gemessene Fluss, was ihn einzigartig macht.

  • Er führt eine enorme Menge an Sedimenten; diese macht ihn auch in maritimen Ökosystemen (Atlantik vor der Küste) wirksam spürbar.

  • Weil das Einzugsgebiet über den Äquator verteilt liegt, sorgen saisonale Regenzeiten nördlich und südlich des Flusses dafür, dass es immer mindestens einen Teil mit starkem Zufluss gibt.

  • Im Unterlauf, nahe der Mündung, verästelt sich der Fluss kaum – er mündet meist über einen Hauptkanal in den Atlantik, anstatt ein großes Delta zu bilden.

Geschichte, Energie und menschliche Eingriffe

Der Fluss war seit Jahrtausenden zentral für Herkunft, Leben und Wirtschaft der Menschen in Zentralafrika. Mit dem Beginn europäischer Expeditionen in den 1870er-Jahren begann die wissenschaftliche Kartierung – prominent durch Henry Morton Stanley.

In jüngerer Zeit gewinnt der Kongo auch als Energielieferant an Bedeutung. Der Bereich bei den Inga-Staudämmen, zwischen Kinshasa und der Atlantikküste, ist aufgrund seines hohen Wasserflusses und eines natürlichen Höhenabfalls von rund 97 Metern als Standort für Wasserkraftwerke ausgewählt worden.

  • Inga I wurde 1972 errichtet (installierte Leistung: 351 MW)

  • Inga II folgte 1982 (1.424 MW)

  • Inga III/Grand Inga sind geplante Erweiterungen, potenziell mit vielen Tausend Megawatt Kapazität, allerdings sind Umwelt-, Finanz- und politische Aspekte stark umstritten.

Diese Projekte bergen große Chancen – aber auch Risiken: Eingriffe in den Flusslauf können Biodiversität gefährden, Flussströmungen verändern und lokale Lebensräume beeinträchtigen. 

Schiffbarkeit und Hauptabschnitte

Rund 3000 km des Flusses gelten als schiffbar. Allerdings gibt es mehrere natürliche Barrieren durch Stromschnellen und Fälle, die die Durchgängigkeit einschränken.

Abschnitt Charakteristik Schiffbarkeit
Oberlauf (Lualaba) Bugs, Flussverzweigungen, rapider Verlauf Teilweise, zwischen Abschnitten
Ober-Kongo Breiteres Flussbett, flacheres Gefälle Weitgehend schiffbar bis Kinshasa
Unterlauf Stromschnellen und Fälle wie die Livingstonefälle Nicht durchgängig schiffbar

Ein Beispiel: Die Boyoma-Fälle im Übergangsbereich Ober- → Mittel-Kongo hindern an bestimmten Stellen die Fahrt. 

Im Unterlauf werden Stromschnellen wie die Yellala-Fälle (in der Nähe von Matadi) als Hürden berichtet, die auch die Niederwasserpassage gefährden.

Bedeutende Nebenflüsse

Einige der Hauptzuflüsse mit wichtigen Merkmalen:

Nebenfluss Länge / Einzugsgebiet Besonderheiten/Abfluss
Kasai ~ 2.272 km, Einzugsgebiet ~ 894.000 km² Einer der größten Zuflüsse; hoher Wasser- bzw. Sedimentzufluss
Ubangi/Sangha gehört zu den zentralen rechten Zuflüssen Führt Wasser u. a. aus Zentralafrikanischer Republik zu
Aruwimi Länge ca. 1.287 km, Einzugsgebiet ~ 116.100 km², durchschnittlicher Abfluss ~ 2.200 m³/s  Fließt durch das Ituri-Gebiet und verbindet Regenwaldökosysteme mit dem Hauptstrom

Weitere wichtige Zuflüsse sind Lomami, Lulonga, Itimbiri und viele kleinere Flüsse, die zur Stabilisierung des Abflusses beitragen.

Seen im Einzugsgebiet

Große Seen wirken als Regulatoren für Wasserhaushalt und Biodiversität:

  • Tanganjikasee: Ursprung einiger Zuflüsse, hoher Einfluss auf Wasserdynamik in Ostafrika. 

  • Albertsee/Edwardsee: Teil des ostafrikanischen Grabensystems, beeinflussen regionale Hydrologie und bieten Lebensräume mit hoher Artenvielfalt.

Ökologie, Biodiversität & globale Bedeutung

Das Kongo-Becken zählt zu den artenreichsten Regionen der Erde und ist essenziell für Klima, Kohlenstoffkreislauf und biologische Stabilität:

  • Im Fluss leben mehr als 700 Fischarten – eine der größten Süßwasserartenvielfalten weltweit. 

  • Das Becken beherbergt über 10 000 tropische Pflanzenarten, von denen etwa 30 % endemisch sind; rund 400 Säugetierarten und 1 000 Vogelarten finden hier Lebensraum.

  • Die ausgedehnten Regenwälder des Beckens zählen zu den weltweit größten Kohlenstoffsenken (nach dem Amazonas).

  • Die Vielfalt leidet unter kahlen Rodungen, Bergbau, unkontrollierter Fischerei und den Folgen von Staudammprojekten. Besonders bei den geplanten Erweiterungen (z. B. Grand Inga) bestehen erhebliche ökologische Risiken. 

  • Die Flussverläufe und mikroklimatischen Bedingungen tragen zur regionalen Regenbildung und Stabilisierung lokaler Wetterzyklen bei.