10.02.2025

Der folgende offene Brief von Dr. Helmut Strizek wird hier veröffentlicht, um auf die einseitige Berichterstattung über den anhaltenden Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo aufmerksam zu machen. Dr. Strizek kritisiert die mangelnde mediale Auseinandersetzung mit der Rolle Ruandas in diesem Krieg und fordert eine umfassendere, ausgewogene Berichterstattung.

Dr. Helmut Strizek ist ein deutscher Politikwissenschaftler und ehemaliger Regierungsberater, der sich intensiv mit den politischen Entwicklungen in Zentralafrika befasst hat. Er arbeitete für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und veröffentlichte mehrere kritische Analysen über die Rolle Ruandas in der Region der Großen Seen. Besonders bekannt wurde sein Buch „Clinton am Kivu-See – Ruanda und die kongolesische Tragödie“, in dem er Ruandas geopolitische Strategien und deren Auswirkungen auf die Demokratische Republik Kongo beleuchtet. Seine Forschungen und Veröffentlichungen haben dazu beigetragen, die westliche Wahrnehmung der Konflikte in der Region zu hinterfragen.


Dr. Helmut Strizek
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
2. Februar 2025

An den Intendanten des Deutschlandfunks
Herrn Stefan Raue
Raderberggürtel 40
50968 Köln

Offener Brief
Betr.: DLF-Berichterstattung über den 6. Aggressionskrieg der Kagame-Diktatur in der DR Kongo

Sehr geehrter Herr Intendant,

bereits am 15. April 2024 habe ich in einem Schreiben an Sie die einseitige Berichterstattung des Deutschlandfunks (DLF) zum 30. Jahrestag des Ruandischen Völkermords kritisiert. Leider beobachte ich erneut das weitgehende Verschweigen des aktuellen Konflikts im Osten der Demokratischen Republik Kongo durch den DLF.

Seit der Einnahme von Goma durch die M23-Rebellen, die von Paul Kagame unterstützt werden, blieb der DLF lange still. Erst nach Tagen des Schweigens erfolgte eine Berichterstattung, die den Eindruck vermittelt, als verfüge der DLF über keine eigenen Quellen zu diesem Kriegsgeschehen.

Bedauerlicherweise ist dies kein Einzelfall. Deutsche Medien haben sich weitgehend zurückgehalten, um Kritik an Kagame, einem in Deutschland hochgeschätzten Staatsführer, zu vermeiden. Selbst die deutsche Botschafterin in Kigali unterzeichnete am 20. Dezember 2024 ein Abkommen über 20 Millionen Euro für den Klimaschutz – Mittel, die faktisch der ruandischen Regierung zur freien Verfügung stehen. Dennoch sah sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gezwungen, die für Februar 2025 geplanten Regierungskonsultationen zur Entwicklungszusammenarbeit abzusagen.

1. Die fortlaufenden Kriege Ruandas gegen die DR Kongo
Bereits seit 1994 strebt Kagame eine Kontrolle über die rohstoffreichen Kivu-Provinzen an.

  • Der Völkermord an ruandischen Hutu-Flüchtlingen in den Jahren 1996/97 war eine direkte Folge dieser Expansion.

  • Seitdem hat Ruanda durch verschiedene militärische Interventionen versucht, seinen Einfluss in der Region zu sichern.

2. Die Rolle der M23
Die M23-Rebellen wurden offiziell 2013 zerschlagen, sind aber seit 2022 wieder aktiv. Trotz Kagames offizieller Distanzierung besteht eine direkte Verbindung zwischen Ruandas Regierung und den M23-Kämpfern.

3. Das Phänomen der FDLR
Die Forces Démocratiques de Libération du Rwanda (FDLR) dienen Kagame als Vorwand für militärische Eingriffe. Obwohl sie heute militärisch unbedeutend sind, nutzt Kagame ihre Existenz, um den Kongo-Konflikt zu legitimieren.

Die Vereinten Nationen sowie die G7-Außenminister haben Ruanda zur Beendigung seiner Unterstützung für die M23 aufgefordert. Trotz dieser diplomatischen Proteste setzt Kagame seine Strategie unbeirrt fort.

Mit freundlichem Gruß
Dr. Helmut Strizek