Vor 1930

Die Entstehung einer neuen Musikkultur in Léopoldville

Léopoldville (heute Kinshasa) wurde 1923 die Hauptstadt des Belgisch-Kongo. Die belgische Kolonialmacht brachte dorthin afrikanische Arbeitnehmer, die vorher in der ersten Hauptstadt, Boma, lebten und arbeiteten. Unter ihnen waren auch Emigranten aus Westafrika. In Léopoldville trafen sie auf französische Staatsbürger, Kongolesen aus der Nachbarstadt Brazzaville, und Einwohner aus anderen Teilen Kongos (Léopoldville). Bald nahm die Zahl der Stadtbewohner zu durch die Ankunft von Arbeitern aus Angola, Missionaren aus Europa und Amerika, zivilen Angestellten aus Haiti und griechischen, portugiesischen, libanesischen und indischen Kaufleuten. Jeder von ihnen kam mit seiner eigenen Art der Musik. Parallel dazu hatten die katholischen und protestantischen Missionare Chöre für ihre jeweiligen Riten gegründet. In den 20er-Jahren gab es auch Fanfarenzüge in den von Nichteuropäern bewohnten Stadtteilen, Fanfarenzüge, deren Paraden die Kinder mit Begeisterung folgten.

Grand Kallé und African Jazz Indépendance Cha-Cha (1960)
Grand Kallé und African Jazz Indépendance Cha-Cha (1960)

Obwohl die ersten mondänen Vorführungen in den von Schwarzen bewohnten Teilen Léopoldvilles zu dieser Zeit den Westafrikanern, die der autochthonen Bevölkerung nahestanden, zugeschrieben werden, war die lokale musikalische Tradition sehr reich. Jede ethnische Gruppe hatte ihren eigenen Stil des Musizierens und des Tanzes. Das Neue daran lag in dem kosmopolitischen und multikulturellen Charakter der, wie erwähnt, 1923 zur Hauptstadt ernannten Stadt Léopoldville.

Wie im Dorf versammelte man sich um den Tam-Tam-Meister, um besondere Gelegenheiten (Geburt, Hochzeit, Todesfall, Ende der Trauerfeier usw.) zu zelebrieren. Im Gegensatz zum Dorf aber waren das Repertoire der Gesänge und die Tanzschritte in Léopoldville vielseitig und abwechslungsreich. Man fügte den Gesängen neue Melodien, die man bei den Missionaren gehört bzw. von ihnen gelernt hatte, und den traditionellen Tänzen die lateinamerikanischen, westafrikanischen und europäischen Schritte hinzu. Vorausgesetzt, dass sie rhythmisch waren und das Tanzfieber weckten. So nahm eine neue musikalische Praxis Gestalt an.

  • Zusammenfluss verschiedener Kulturen:
    • Ankunft von Arbeitern, Emigranten und Kaufleuten aus verschiedenen Regionen.
    • Einfluss der Missionare und europäischer Musiktraditionen.
    • Begegnung mit der lokalen Musik und Tanzkultur.
  • Vielfalt und Innovation:
    • Repertoire und Tanzschritte aus verschiedenen ethnischen Gruppen und Kulturen.
    • Verschmelzung traditioneller Elemente mit neuen Rhythmen und Melodien.
    • Entstehung einer neuen, kosmopolitischen Musikkultur.
  • Rituale und Unterhaltung:
    • Musik und Tanz bei besonderen Gelegenheiten und im Alltag.
    • Tam-Tam-Meister als zentrale Figur der dörflichen Tradition.
    • Neue Formen der Unterhaltung in der urbanen Umgebung.

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